„Gesundheit ist der Zustand völligen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das frei sein von Krankheit und Gebrechen.“ [WHO 1948]
Unter Krankheit versteht man: „…eine Störung der Lebensvorgänge in Organen oder im gesamten Organismus mit der Folge von subjektiv empfundenen oder objektiv feststellbaren körperlichen, geistigen bzw. seelischen Veränderungen.“ [Pschyrembel - med. Wörterbuch]
Diese Definitionen zeigen, dass auch die westliche Medizin verschiedene Kriterien der Beeinflussung des Wohlbefindens des Menschen betrachtet, also die Begriffe Gesundheit und Krankheit nicht nur auf die physisch-strukturelle Ebene bezieht, sondern auch Lebensumstände, Ernährung, Bewegungsverhalten, Emotionen und mentale Aspekte des Menschen beachtet.
Die Klassische Chinesische Medizin - kurz KCM - beschreibt Krankheit als: „…Dysregulation von Prozessen in Abhängigkeit von den Bedingungen, mit denen der Mensch lebt.“
Diese Erfahrungswissenschaft hat einen konditionalen („sich bedingend“) Denkansatz, wie auch in unserer westlichen Geschichte Heraklit schon davon sprach, dass:
„…alles fließt!“.
Konditional diagnostiziert wird durch Befragung, Betastung (Pulsdiagnose), Betrachtung (Zunge/Gesicht), Hören und Riechen. Das ergibt einen Befund, der die jeweilige Dysregulation, die sich in den entsprechenden Beschwerden bzw. Symptomen ausdrückt, in Abhängigkeit ihrer Bedingungen zeigt. Daraus resultieren prozesskorrigierende Therapieformen wie Ernährung, Qigong (als eine Bewegungsmöglichkeit), Tuina (chinesische manuelle Therapie), Akupunktur und Kräuteranwendung.
Wenn man sich die Krankheit eines Menschen als schiefe Ebene vorstellt, ein Brett mit Sand, der mehr zu einer Seite gerutscht ist, dann versucht die westliche Medizin das Brett wieder auszubalancieren, in dem sie den Sand verschiebt oder neu auffüllt. Die Klassische Chinesische Medizin versucht das Brett in seiner Schräglage zu verändern, ohne den Sand direkt zu beeinflussen. Es wird dem Brett sozusagen ein Anschub in Richtung „Gerade“ (Gesundheit) gegeben und der Sand rutscht von selbst nach. So wird versucht, die inneren und äußeren Bedingungen des Menschen zu verändern. Dies erfordert neben einer kompetenten Diagnostik und Therapie auch die Eigeninitiative und Eigenverantwortung des Patienten und die Bereitschaft, Zeit für Veränderungen einzuräumen.
Der Mensch kann sich also die Frage stellen: „Wofür möchte ich gesund werden?“ und sich mit therapeutischer Unterstützung in der beschwerdebedingten Situation neu betrachten.